Überblick Wir.EB
Wirkungsevaluation in der Erziehungsberatung
Bislang lag Erziehungsberatungsstellen kein überregional einsetzbares und wissenschaftlich abgesichertes Instrument vor, das es erlaubt hätte, die Wirkungen im Beratungsverlauf in praxistauglicher Form sichtbar zu machen. Dies war ein elementarer Anknüpfungspunkt der "Wirkungsevaluation in der Erziehungsberatung" (kurz Wir.EB). Projektträger des Vorhabens ist der Bundesverband katholischer Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfen e.V. (BVkE). Die wissenschaftliche Begleitung und Durchführung erfolgt durch das Institut für Kinder- und Jugendhilfe (IKJ) in Mainz.
Die Entwicklung entsprechender Evaluationsinstrumente konnte im Rahmen der zweieinhalbjährigen, von der Stiftung Aktion Mensch e.V. geförderten, Modellphase bzw. "Pilotstudie" im Laufe des Jahres 2016 erfolgreich abgeschlossen werden. Nähere Informationen zur Pilotstudie finden sich hier.
An der Modell- und Entwicklungsphase haben sich bundesweit ca. 100 Beratungsstellen beteiligt. Dabei wurden die Instrumente bei mehr als 6.000 Beratungsprozessen erprobt und eingesetzt. Die Ergebnisse der Studie stützen sich damit auf eine breite und umfangreiche empirische Fundierung. Im Rahmen der wissenschaftlichen Auswertung der Beratungsverläufe konnten Aussagen zur Wirksamkeit von Erziehungsberatung sowie in einigen Teilbereichen auch zu den zugrundeliegenden Wirkfaktoren getroffen werden. Um die Frage nach der Aussagekraft und Validität der neu entwickelten Instrumente näher beleuchten zu können, wurde in Kooperation mit der Katholischen Hochschule Freiburg begleitend auch eine Validierungsstudie durchgeführt, im Rahmen derer die Instrumente einer umfangreichen wissenschaftlichen Prüfung unterzogen wurden. Nähere Informationen zu den Ergebnissen der Studie finden sich hier und hier. In ausführlicher Form sind die Ergebnisse in der Buchpublikation "Wirkungsevaluation in der Erziehungsberatung - Ergebnisse der bundesweiten Studie Wir.EB" dargestellt, die Anfang des Jahres 2018 im Lambertus Verlag erschienen ist (siehe hier und hier).
Um die Evaluation in einem in der täglichen Beratungspraxis leistbaren zeitlichen Rahmen bewerkstelligen zu können und zur Vermeidung einer einseitigen Defizit- und Störungsorientierung, wurde , u. a. den Empfehlungen des 14. Kinder- und Jugendberichts folgend, erstmalig im Rahmen einer empirischen Studie in der Erziehungsberatung umfassend auf den von Amartya Sen und Martha Nussbaum beschriebenen „Capability Approach“ zurückgegriffen, bei dem die klientenbezogenen Verwirklichungschancen bzw. Grundbefähigungen für ein gelingendes Leben im Mittelpunkt stehen.
Aufgrund der positiven Ergebnisse und um eine nachhaltige Nutzung der entwickelten Instrumente sicherzustellen, die viele Fachkräfte und Verantwortliche in der Erziehungs- und Familienberatung überzeugen konnten, wurde Wir.EB Anfang 2018 im Rahmen eines von der GlücksSpirale (siehe auch hier und hier) geförderten Implementierungsvorhabens weitergeführt. Hierbei wurden u.a. die Instrumente in die gängigen Statistikprogramme von Beratungsstellen integriert, Sprachversionen der Erhebungsinstrumente für Menschen mit Migrationshintergrund entwickelt sowie beratungsstellenbezogene Auswertungsmöglichkeiten bereitgestellt, die jederzeit online abrufbar sind und etwa für die Jahresberichte der Beratungsstelle genutzt werden können. Dies stieß erneut auf große Resonanz, so dass sich an dem Implementierungsvorhaben bundesweit wiederum knapp 100 Beratungsstellen beteiligten. Zusammen mit der Pilotstudie ist der Datensatz von Wir.EB mittlerweile auf über 10.000 dokumentierte Beratungsprozesse angewachsen.
Vor diesem Hintergrund haben sich BVkE und IKJ dazu entschieden, Wir.EB zu verstetigen und nahtlos auch ab 2020, allen an ihrer Wirksamkeit interessierten Beratungsstellen zur Verfügung zu stellen. Nähere Informationen zu den Teilnahmemöglichkeiten für Erziehungs- und integrierte Beratungsstellen finden sich in der Rubrik Interessenten.